E-ID

„Die Phantasie beflügeln“ – Neues zum E-ID

Ramin Sabet und Patrick Hagelkruys vom österreichischen Trust Center A-Trust im Interview.
Der E-ID steht in den Startlöchern und soll die Handy-Signatur ersetzen. Was ändert sich dadurch, was bleibt gleich? Wir haben mit Ramin Sabet und Patrick Hagelkruys vom österreichischen Trust Center A-Trust gesprochen.

Die elektronische Identität wird kommen. Was ändert sich durch den elektronischen Ausweis, den E-ID?

Ramin Sabet: Alle jetzt schon existieren Handy-Signaturen werden upgedatet zu einem E-ID. Es wird zunächst eine Übergangsphase geben. Wer sich mit einer Handy-Signatur versorgen möchte, erhält bereits einen vollwertigen E-ID. Alle anderen bereits existierenden Handy-Signaturen werden im Hintergrund automatisch zum E-ID hochgestuft. Die haben aber den Nachteil, dass sie nach Ablauf der Gültigkeit nicht automatisch verlängert werden, sondern diese Nutzergruppe muss zur Verlängerung auf eine passausgebende Stelle gehen und sich dort ausweisen.

Wozu sollte ich mir überhaupt einen E-ID holen?

Wozu sollte ich mir überhaupt einen E-ID holen? Ramin Sabet: Das wird sich ab Ende das Jahres und dann langfristig lohnen. Im Unterschied zur Handy-Signatur hat der E-ID ein breiteres Nutzungsspektrum, das über die Möglichkeit elektronisch zu signieren hinaus geht. Man kann die so genannten Registerabfragen mit dem E-ID vornehmen. Wer sich zum Beispiel ein Auto leiht, kann mit der Handy-Signatur zwar unterschreiben. Den Führerschein muss ich aber physisch vorlegen. Hier funktioniert die Registerabfrage noch nicht. In etwa einem Jahr wird das gehen: Mit dem E-ID kann innerhalb von Sekunden abgefragt werden, ob der Führerschein noch gültig ist.
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Aber verpflichtend ist dieses Vorgehen nicht?

Patrick Hagelkruys: Nein. Du musst in diesem Beispiel dein Einverständnis geben, nur dann bekommt der Autoverleiher deine Führerscheindaten digital aus dem Register. So werden einige Register Schritt für Schritt angeschlossen. Dann erst werden die Bürger*innen den Mehrwert des E-ID spüren.

Was sich ja ändert, ist das Verfahren, wie sich die Nutzer für den E-ID registrieren.

Ramin Sabet: Ja, das ist der kleine Nachteil aus unserer Sicht. Es gibt ja derzeit tausende von Stellen, bei denen ich mich in Österreich mit einer digitalen Identität für die Handy-Signatur versorgen kann. Unternehmen bilden eigene Registrations Officers (RO) aus, die berechtigt sind, digitale Identitäten für die Mitarbeiter auszustellen. Ein pragmatisches Verfahren, das die Nutzung der qualifizierten elektronischen Signatur auf Unternehmensebene sicher gefördert hat.

Mit Einführung des vollwertigen E-ID ist das Schnee von gestern?

Patrick Hagelkruys: Den E-ID gibt es dann nicht mehr bei Registrierungsstellen, auch nicht direkt in den Unternehmen, sondern nur noch bei Registrierungsbehörden. Das sind z. B. passausgebende Stellen. Hintergedanke ist, dass eine Behörde ganz andere Möglichkeiten hat und deshalb „besser identifizieren“ kann. Gerade wenn es um die Anbindung an einzelne Register geht. Dennoch gibt es derzeit noch lebhafte Diskussionen, wie man diese Infrastruktur ausweiten kann und ob es über diesen Registrierungsweg hinaus noch andere Stellen geben kann, die vollwertige E-IDs ausstellen dürfen.

Wie begründet sich diese Änderung, die man, gerade aus Unternehmenssicht, auch als Rückschritt interpretieren könnte?

Patrick Hagelkruys: Der E-ID ist genauso viel wert wie ein Reisepass. Auch deshalb ist die Überlegung entstanden, dass ein so wichtiges Dokument nur unter staatlicher Kontrolle ausgestellt werden darf. Dadurch bekommt der E-ID auch einen höheren Wert.

Und wenn ich keinen E-ID haben will?

Ramin Sabet: Das ist wie bei der Handy-Signatur: Es gibt für den Bürger keine Anwendung, die nur mit der Handy-Signatur ginge. Wer will, kann sich auch dort einfinden, wo dann von Hand unterschrieben wird. Nach allem, was von offizieller Seite verlautbart wurde, wird sich an diesem Prinzip auch mit dem E-ID nichts ändern. Es ist ein Angebot, zu dem ich per Opt-out-Verfahren „Nein“ sagen kann. Gleichzeitig dürfte sich gerade dadurch die Nutzerzahl signifikant erhöhen – auch vor dem Hintergrund, dass allein in laufenden Jahr 2020 mehr als eine Millionen Pässe verlängert werden und jede*r Antragssteller*in bei der Gelegenheit sofort einen E-ID erhält.

Eine Chance für Unternehmen wie XiTrust und A-Trust?

Ramin Sabet: Allein schon, weil viel mehr Leute qualifiziert elektronisch signieren können. Die Handy-Signatur ist rein auf die Leistung einer elektronischen Signatur beschränkt. Der E-ID eben nicht. Das erweiterte Anwendungsspektrum des E-ID kann durchaus die Phantasie beflügeln. Das wird Einfluss auf die Entwicklung weiterer Applikationen haben.

Anmerkung der Redaktion

Auch in Zukunft können österreichische Unternehmen ihre Mitarbeiter*innen intern mit digitalen Identitäten auszustatten, um damit in der E-Signatur-Lösung MOXIS qualifizierte elektronische Signaturen zu leisten. XiTrust bietet gemeinsam mit A-Trust den Service xIDENTITY zur Ausstellung digitaler Identitäten in Form einer „Business-ID“ an. Diese Identitäten können so wie bisher persönlich über einen unternehmensinternen Registration Officer (RO) ausgestellt oder online per Video-Ident-Verfahren beantragt werden.

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